Sneak Review: In meinem Himmel
Darsteller: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Stanley Tucci, Rachel Weisz, Susan Sarandon
Laufzeit: 135 Minuten
Kinostart in Deutschland: 18. Februar 2010
FSK: ab 12 Jahren
Zur Handlung:
Wir schreiben das Jahr 1973: die 14jährige Susie Salmon (Saoirse Ronan) lebt mit ihrer Schwester Lindsey (Rose McIver), ihrem Bruder Buckley (Christian Thomas Ashdale) und ihren Eltern Jack (Mark Wahlberg) und Abigail (Rachel Weisz) in einem kleinen Ort in Pennsylvania. Wie so viele Mädchen in ihrem Alter ist auch Susie lebensfroh und aktiv. So hat sie, die den Wunsch hegt, später Fotografin werden zu können, innerhalb kürzester Zeit die 24 Filme verbraucht, die ihre Eltern ihr zusammen mit der Kamera zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Und genauso wie andere 14jährige ist sie in einen anderen Mitschüler verliebt; in ihrem Fall handelt es sich dabei um Ray Singh (Reece Ritchie), mit dem sie in einer Film-AG ist.
Eines Tages ereignet es sich, dass Ray sie tatsächlich um ein Date bittet. Sie nimmt an, doch bevor die beiden sich küssen können, werden sie gestört von einem Lehrer, der sich mit der (für die damalige Zeit) sehr modern denkenden Ruth (Carolyn Dando) streitet. Bevor sie endgültig verscheucht werden, schafft es Ray jedoch, in Susies Heft einen Zettel zu verstecken. Auf dem Heimweg von der Schule fällt genau dieser Zettel aus Susies Tasche. Susie verfolgt den Zettel über ein Maisfeld, wo sie dann auf ihren Nachbarn George Harvey (Stanley Tucci) trifft, der ihr etwas zeigen will. Susie kommt nie zuhause an.
Auf der Suche nach Susie findet der ermittelnde Polizist, Detective Len Fenerman (Michael Imperoli) auf dem Maisfeld einen zerstörten unterirdischen Verschlag und die blutbefleckte Mütze, die Susie an dem Tag getragen hat, und muss deswegen den Eltern mitteilen, dass Susie ermordet worden ist.
Während Susie nun in eine Art Zwischenwelt gerät und von dort aus zusammen mit Holly (Nikki SooHoo), einem weiteren Opfer Harveys, die weiteren Entwicklungen nach ihrem Tod beobachtet, versucht ihr Vater Jack mit allen Mitteln mögliche Täter zu ermitteln und so die Arbeit von Fenerman zu vereinfachen. Dabei bemerkt er doch nicht, dass seine Frau Abigail an der gesamten Situation beinahe zerbricht und letztlich ihre Familie verlassen muss, um über den Verlust hinweg zu kommen. Die Jahre vergehen, und irgendwann erkennt Jack, dass es sich bei dem Täter um Harvey handeln muss. Da er ihm die Tat jedoch nicht nachweisen kann, verfolgt er Harvey eines Nachts, um ihn an einer Stelle, wo er nicht beobachtet werden kann, umzubringen. Sein Plan scheiter jedoch und er wird selbst von einem Teenager zusammengeschlagen, der ihn mit einem Spanner verwechselt hat.
Da Jack nun nichts weiter tun kann, erkennt Susies jüngere Schwester Lindsey, inzwischen eine erfolgreiche Schülerin und Sportlerin, dass sie diejenige ist, die die Beweise finden muss. Als Harvey einmal nicht zuhause ist, bricht sie in sein Haus ein und findet dort auch ein Notizbuch mit Beweisen. Doch bevor sie aus dem Haus verschwinden kann, kehrt der Mörder ihrer Schwester zurück…
Kritik:
Man nehme: einen Bestseller, einen Oscar prämierten Regisseur (Jackson), einen Produzenten, der ebenfalls schon Oscars gewonnen hat (Steven Spielberg), zwei Oscarpreisträger (Rachel Weisz und Susan Sarandon), zwei, die bereits für einen Oscar nominiert waren (Saoirse Ronan und Mark Wahlberg), und was erhält man? Leider weniger, als diese gute Zusammenstellung verspricht. Im Gegensatz zur Romanvorlage, wo das Thema Trauerbewältigung eine wichtige Rolle spielt, wechselt Peter Jackson in seiner Verfilmung munter zwischen Fantasyfilm, Familiendrama und Suspense-Film hin und her und verliert sich dabei in Effekten und Langeweile.
Am Cast liegt es nicht: die Rollen sind alle gut besetzt, wobei Saoirse Ronan als Opfer und Erzählerin der Geschichte genauso herausragt wie Stanley Tucci, der den pädophilen Serienmörder abstoßend glaubhaft darstellt und nicht umsonst für einen Oscar nominiert worden ist. Aber auch die jüngeren, bislang weniger bekannten Darsteller wie Rose McIver überzeugen in ihren Rollen und empfehlen sich mit diesem Film für weitere Arbeiten.
Wenn man jemanden für den Film zur Verantwortung ziehen will, ist das eindeutig Peter Jackson. Anstatt, wie erwähnt, den Fokus auf die Trauerbewältigung und die weitere Entwicklung der Charaktere zu legen, prügelt er in den Szenen in der Zwischenwelt mit dem Effekte-Holzhammer auf seine Zuschauer ein – mit Bildern, die in ihrer Schönheit durchaus den Platz in einer Aero-Oberfläche bei Windows 7 finden könnten, die aber mangels tatsächlichen Kontrasts keine tatsächliche Wirkung entfalten können. Was uns Jackson stattdessen als Kontrast liefert, ist ein Versuch billigen Suspenses mit einem zwar gelungen dargestellen Antagonisten, der aber abgesehen von der einen Mordtat auch eher passiv ist und in erster Linie von der Ausstrahlung Tuccis lebt. Der einzige Teil des Films, in denen die Trauerbewältigung eine gewisse Rolle spielt, ist der Dramapart, in dem die Reaktionen der Familie Salmon nach Susies Tod dargestellt werden. Und auch hier merkt man, dass die Zersplitterung des Films in so viele Teilaspekte dem Gesamtprodukt eher schaden, denn das volle Potenzial dieses Plots wird ebenfalls nicht voll ausgeschöpft. Zwar sorgt Susan Sarandon als alkohol- und pillenabhängige Grossmutter für einige heitere Momente und lockert das Geschehen bisweilen auf, aber da die übrigen Charaktere eher blass bleiben, hält der comic relief nicht lange vor.
Zudem sorgen diese unterschiedlichen Teile des Films für einen weiteren, unangenehmen Nebeneffekt: die gesamte Handlung wirkt langatmig und unbeweglich, die Szenen ziehen sich unglaublich in die Länge, und nach einiger Zeit erwischt man sich dabei, auf die Uhr zu schauen und sich zu fragen, wie lange es jetzt wohl noch dauern mag, bis der Film endlich zu einem Schluss kommt. Zwar sind die einzelnen Handlungsstränge nicht völlig ausgereift, aber so, wie sie erzählt worden sind, hätten dem Film 30 Minuten weniger nicht geschadet, da an der Handlung einiges hätte gestrafft werden können. Der Grund dafür ist leider eindeutig die Regie. Peter Jackson war bei der „Herr der Ringe“-Trilogie auf dem absoluten Höhepunkt seines Schaffens, aber bei „In meinem Himmel“ ist er leider nur noch ein Schatten seiner selbst.
Fazit:
„In meinem Himmel“ ist definitiv keine leichte Kost. Nicht nur, dass das Thema eigentlich zu ernst und zu traurig ist, um einen leichtherzigen Film zu machen (dass es zumindest etwas leichtherziger geht, beweist die Romanvorlage), auch schafft es Peter Jackson nicht, auf einer subtilen Ebene mit seinem Publikum zu spielen, sondern packt stattdessen lieber den Holzhammer mit der Aufschrift „Effekte“ aus. Grundsätzlich würde ich diesen Film auch nur Peter Jackson-Fans empfehlen: den Freunden von Alice Sebolds Roman dürfte der Film hingegen genauso wenig gefallen wie dem durchschnittlichen Kinogänger, der sich an der Langatmigkeit der Erzählung stören dürfte. Generell würde ich empfehlen, dass man sich das Geld an der Kinokasse spart und sich den Film später im Free-TV anschaut – auf arte sollte er ebenfalls werbefrei zu sehen sein.
Bewertung: 4 von 10 Punkten.