Sneak Review: Nanga Parbat


Regie: Joseph Vilsmaier

Darsteller: Florian Stetter, Andreas Tobias, Karl Markowicz, Jule Ronstedt

Laufzeit: 104 Minuten

Kinostart in Deutschland: 14.01.2010

FSK: ab 6 Jahre

Zur Handlung:
Im Jahre 1970 macht sich eine Expedition, geleitet von dem Münchner Arzt Dr. Dr. Karl Maria Herrligkoffer (Karl Markowicz) auf den Weg nach Pakistan, um den „Schicksalsberg der Deutschen“, den Nanga Parbat, zu besteigen. Zwei der Teilnehmer waren die beiden jungen Südtiroler Reinhold (Florian Stetter) und Günther (Andreas Tobias) Messner.
Dieser Film berichtet von dieser Expedition aus der Sicht Reinholds, der sich damit nicht nur den Traum erfüllt hat, seinen ersten Achttausender zu erklimmen, sondern auch der erste zu sein, der den Nanga Parbat über die Rupal-Wand zu besteigen – und letztlich auch zu überschreiten, da die beiden für den Rückweg einen anderen Weg wählen mussten. Leider war diese Überschreitung für die beiden der einzige Weg zu überleben – und nur einer hat es geschafft: Günther bleibt, höhenkrank und erschöpft, auf dem Rückweg zurück und wird von einer Lawine verschüttet, während Reinhold den Absteig komplett schafft und von Pakistanis gerettet wird. Reinhold trifft auf dem Weg in eine größere Stadt wieder auf die Expeditionsgruppe um Herrligkoffer, die das Basislager nach der Rückkehr der (ebenfalls erfolgreichen) Seilschaft um Peter Scholz (Sebastian Wezzel) und Felix Kuen (Steffen Schroeder) das Basislager abgebrochen hat und aufgrund der Vermutung, dass beide Messners am Berg gestorben sind, zurückreisen wollte. Reinhold wird ärztlich versorgt und besucht nachher eine Pressekonferenz von Herrligkoffer, um dort einige Anschuldigungen klarzustellen, die sein Expeditionsleiter gegen ihn erhoben hat.

Kritik:
Dieser Film ist eine Mischung aus einer realen, fast biographischen Verfilmung eines tatsächlichen Ereignisses und einem fiktiven Abenteuerfilms/Dramas. Während die im Film vorkommenden Personen größtenteils real sind, so ist doch der tatsächliche Verlauf des Auf- und Abstiegs der Messners nicht mehr nachweisbar, da Reinhold der einzige ist, der von dem Gipfelsturm der Messner vollständig berichten kann. Auch soll die Darstellung einzelner Expeditionsteilnehmer eher fiktiv sein: so wird Karl Maria Herrligkoffer als ein in den dreißiger Jahren stehengebliebener und nur bedingt kompetenter Expeditionsleiter gezeigt, während Peter Scholz und Felix Kuen teilweise sehr opportunistische Züge erhalten haben. Während Herrligkoffer zwar tatsächlich wegen seines bisweilen sehr autoritären Führungsstils und seiner Geltungssucht zu Lebzeiten in der Kritik stand, wurde die Darstellung von Scholz und Kuen durch andere damalige Expeditionsteilnehmer bisweilen stark kritisiert. Dennoch fällt stark auf, dass Herrligkoffers Rolle bis zur Lächerlichkeit überspitzt dargestellt worden ist.
Ansonsten ist der Film solide deutsche Qualität, wie man sie bei einem Regisseur wie Joseph Vilsmaier erwarten darf. Die Aufnahmen zeigen viele sehr schöne Bilder (sowohl des Himalayas als auch von Pakistan), die Filmmusik von Gustavo Santaolalla (zwei Oscars für Brokeback Mountain und Babel) ist über jeden Verdacht erhaben, und die bislang eher unbekannten Hauptdarsteller liefern einen guten Job ab. Dies ist allerdings eher von geringerer Bedeutung, da sich der Zuschauer eher von der spannenden, da teilweise realen Geschichte und den wirklich gelungenen Effekten fesseln lassen wird als von der Schauspielerleistung.

Fazit:
Nanga Parbat wird wohl kein Film werden, der große Zuschauerzahlen in die Kinos locken wird. Zu gering dürfte das Interesse an einer Thematik sein, bei der man wohl einiges an Hintergrundwissen mitbringen sollte, um genau erfassen zu können, welche Bedeutung die Expedition an sich und auch die einzelnen Aktionen im Rahmen der Expedition haben. Für Fans des Bergsteigens und Anhänger von Reinhold Messner dürfte der Film, der sowohl Messners ersten großen Triumph als auch seine größte Niederlage angemessen würdigt, jedoch sehr reizvoll sein. Für alle anderen wäre es jedoch empfehlenswert, sich vor dem durchaus sehenswerten Film einige Texte zum Thema Nanga Parbat und Bergsteigen durchzulesen. Dies dürfte gerade für die Verständlichkeit dieses durchaus kurzweiligen Filmes von Nutzen sein. Wer sich jedoch nicht ernsthaft für das Thema begeistern lassen kann, sollte vielleicht doch besser auf die DVD oder die Free TV-Premiere warten.

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

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