Sneak Review: Fasten auf Italienisch

Regie: Olivier Baroux
Darsteller: Kad Merad, Valerie Benguigui, Roland Giraud, Philippe Lefebvre, Guillaume Gallienne, Sid Ahmed Agoumi, Farida Ouchani, Saphia Azzeddine, Karim Belkhadra
Laufzeit: 102 Minuten
Kinostart in Deutschland: 13. Januar 2011
FSK: ab 0 Jahren
Zur Handlung:
Dino Fabrizzi (Merad) ist ein Italiener, wie er im Buche steht: Glatze, modischer Bart, gepflegtes Auftreten, charmant, hört gerne italienischen Schlager und fährt Maserati. Das Problem: Dino heißt eigentlich Mourad Ben Saoud, kommt aus einer algerisch-stämmigen Familie und arbeitet als Autoverkäufer bei einem Maserati-Händler in Nizza. Seiner Familie gaukelt er vor, er würde in Rom arbeiten, und jedes Mal, wenn er seine Familie am Wochenende besuchen will, fährt er zum Flughafen von Marseille, wo er sich von seiner Mutter Rachida (Ouchani) und seiner Schwester Amel (Azzeddine) abholen lässt.
Mourad kann sein Doppelleben so lange genießen, bis sein Vater Mohamed (Agoumi) einen schweren Herzinfarkt erleidet. An dessen Krankenbett verspricht Mourad, an seiner Statt den Ramadan einzuhalten. Schwierig für jemanden, der zwar viel Erfahrung hat mit italienischen Traditionen, aber völlig vergessen hat, wie die eigenen religiösen Sitten aussehen…
Kritik:
Regisseur Olivier Baroux wagt sich an ein schwieriges Thema: Integration von Immigranten in die Gesellschaft. Dennoch gelingt es dem Cast, den Spagat zwischen den komischen Momentan und den eher tragischen Situationen auszuhalten, ohne dass man ins Lächerliche oder ins Pathetische abdriftet.
Kad Merad (der selbst Kaddour Merad heißt und aus ähnlichen Gründen wie sein Film-Alter Ego seinen Vornamen verkürzt hat) brilliert in der Rolle des weltoffenen, charmanten Italieners, der eigentlich ein Algerier mit starkem Bezug zu seiner Familie ist, der allerdings durch sein verweltlichtes Leben keinerlei Bindungen mehr zu seiner Religion hat. So sorgt es für belustigende Momente, als man sieht, wie sich Mourad mit dem Buch „Der Islam für Dummies“ auseinander setzt, sich mit dem Imam (Belkhadra) über das Leben im Ramadan unterhält, sich verzweifelt seiner Freundin Helene (Benguigui) verweigern will und im Job wegen des für ihn ungewohnten Rhythmusses immer gereizter reagiert. Andererseits kann der Zuschauer genauso bewundernd realisieren, wie sehr sich Mourad in den Ramadan hinein steigert und dadurch sogar einen anderen Blick auf sein Leben bekommt. Merad, vielen vielleicht noch aus „Willkommen bei den Sch’tis“ oder „22 Bullets“ ein Begriff, kann durch seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema Integration die Figur des Mourad absolut glaubwürdig verkörpern und ist nicht zu unrecht der zentrale Star dieses Films, bei denen die anderen Charaktere wirklich nur Zuarbeiter für die Hauptfigur sind.
Interessant ist auf jeden Fall der Blick auf die zugrunde liegende Problematik: Wie Mourads Mutter gegen Ende des Films sagt, wurden die Immigranten aus dem Maghreb in erster Linie nur geduldet und mussten „den Kopf unten halten“. Dies ist auch die Aussage dieses Films, schließlich musste sich Mourad ein Alter Ego zulegen, um letztlich von der Gesellschaft anerkannt zu werden. Daran ändert sich auch im weiteren Verlauf der Story wenig, die somit nur den Status Quo bestätigt und keinerlei Entwicklung zeigt.
Fazit:
“Fasten auf italienisch” ist eine kleine, nette, wenngleich vorhersehbare Komödie, die auf angenehme Weise mit den unterschiedlichen Nationalitäten und den dazu passenden Klischees spielt. Hinzu kommen wunderschöne Landschaftsaufnahmen von der französischen Mittelmeerküste und ein klasse Soundtrack, der verständlicherweise von italienischem Schlager dominiert wird, was aber sehr gut zum Film passt. Zwar kein Film, der ein unbedingter Must-See im Kino ist, den man aber spätestens im TV genießen sollte.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.