Kino-Review: Avatar – Aufbruch nach Pandora
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Michelle Rodriguez
Laufzeit: 161 Minuten
Kinostart in Deutschland: 17. Dezember 2009
FSK: ab 12 Jahren
Zur Handlung:
Wir schreiben das Jahr 2154. Die Erde hat keine eigenen Rohstoffvorkommen mehr und ist darauf angewiesen, andere Planeten zu plündern. Eines dieser neuen Abbaugebiete ist der Dschungelmond Pandora, der von sehr naturverbundenen Alienrasse, den Na’vi, bevölkert wird. Da es zwischen den Ureinwohnern und den Mineralschürfern immer wieder bewaffnete Konflikte gibt, wurde das AVTR-Projekt (sprich: Avatar) ins Leben gerufen. Dafür wurde die DNA von Menschen und Na’vi gekreuzt, um eine Art lebenden Roboter zu schaffen, der von Menschen gesteuert wird und ohne größere Probleme mit den Na’vi interagieren kann.
Nachdem sein Bruder getötet worden ist, wurde der querschnittsgelähmte Soldaten Jake (Worthington) gebeten, für diesen einzuspringen. Jake stimmt zu, und schon kurz nach seiner Ankunft auf Pandora merkt er, dass es sich bei dem Planeten um ein sehr raues Pflaster handelt.
Jake lernt schnell seine neuen Kollegen Norm (Joel David Moore) und seine Vorgesetzte Grace (Sigourney Weaver) kennen, wobei letztere von dem aus ihrer Sicht „primitiven Soldaten“ zunächst nicht besonders angetan ist. Ganz im Gegensatz zum Kommandeur der Marines auf Pandora, Col. Quaritch (Stephen Lang), der in Jake eine Möglichkeit sieht, die Na’vi auszukundschaften und ihre Schwachstellen herauszufinden. Da Quaritch Jake anbietet, im Gegenzug für die Informationen die Lähmung heilen zu lassen, stimmt Jake zu.
Jake, der zunächst nur als Begleitschutz für die Avatare von Grace und Norm gedacht war, geht bei einer Exkursion verloren und wird von der Na’vi-Frau Neytiri (Saldana) gerettet. Da sowohl Grace als auch Quaritch und auch Selfridge, der Vertreter des Abbaukonsortiums RDA, der Ansicht sind, dass man die Chance nutzen sollte, um das Stammesleben aus nächster Nähe zu erforschen. Selfridge und Quaritch machen den Forschern aber auch klar, dass sie die Na’vi zu einem Umzug bewegen sollten, da ihr Clandorf direkt über einem riesigen Vorkommen des begehrten Unoptaniums liegt, und RDA gewillt ist, das Material um jeden Preis dort abzubauen.
Es kommt, wie es kommen muss: Jake lernt das Clansleben aus nächster Nähe kennen, bis er es schafft, offizielles Stammesmitglied zu werden und sich in das Volk und seine Retterin Neytiri zu verlieben. Als die Frist, die Selfridge für eine friedliche Einigung festgelegt hat, abläuft, werden Jake und die Forscher vor die Wahl gestellt, für welche Seite sie sich entscheiden: unterstützen sie die Na’vi und verraten so ihr eigenes Volk, oder lassen sie ihre neuen Freunde im Stich und überlassen sie der Willkür eines profitgierigen Konzerns und Söldnern?
Kritik:
Dafür, dass James Cameron angeblich so lange am Skript gearbeitet hat, kommt es absolut unkreativ daher: Wir vermischen einfach den Plot von „Der mit dem Wolf tanzt“ mit dem Gedanken einer gedanklichen Steuerung einer anderen Figur aus „Matrix“, dem tragischen Liebeskonflikt von zwei aus verfeindeten Gruppen stammenden Personen, den man z.B. aus „Romeo und Julia“ kennt, der Handlung des Poul Anderson-Romands „Erinnerung“ und einem Schuß Pocahontas, und schon haben wir die Geschichte von Avatar zusammengebastelt. Wie man sich vorstellen kann, ist nicht die Story das, was den Film so auszeichnet.
Vielmehr ist es die neuartige Technologie, die den Film zu einem solchen Erlebnis werden lässt. Der Film kombiniert Realfilm mit CGI-Film und verwendet dabei nicht nur das altbekannte Motion Capturing, um die Bewegungen der Schauspieler auf die Computerfiguren zu übertragen, sondern so genanntes Performance Capturing, welches neben den Bewegungen auch Mimik, Gestik und die Mundbewegungen beim Sprechen aufzeichnet, so dass die Darsteller der Na’vi ihre Figuren ebenfalls fast vollständig darstellen mussten.
Doch damit nicht genug. Die Szenen wurden alle vollständig in 3D gedreht, weswegen der Film auch in einer 3D-Version in den Kinos erschienen ist. Doch Vorsicht: da der Film teilweise sehr schnelle Kamerafahrten hat und auch einige große Höhenunterschiede darstellt, sollte man sich vorher überlegen, ob man sowas wirklich gut verträgt. Allerdings ist auch die 2D-Version atemberaubend genug, um ein Erlebnis für sich zu sein.
Im Gegensatz zur Optik fällt die Akustik aber wieder leicht ab. Während die Soundeffekte angemessen umwerfend sind, läuft der Score jedoch in die Falle, außerirdische Ureinwohner mit irdischen Ethnorhythmen gleich zu setzen. Da wäre etwas mehr Mut zur Innovation seitens James Horner nett gewesen, aber so wird wirklich das Gefühl erzeugt, die Na’vi wären keine fremde Rasse, sondern lediglich die blaue Variante von irdischen Indianern oder anderen Ureinwohnern.
Fazit:
Die große Frage, die sich stellt ist: Ist „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ wirklich der Film des Jahres, wie es einige vermuten? Meine Antwort wäre: nein. Avatar ist zwar ein in technischer Sicht herausragender Film, der durchaus neue Standards setzen kann. Aber andererseits ist die Story zu vorhersehbar, und bisweilen muss man sich Gedanken machen, ob da wirklich alles logisch ist (Beispiel: Warum zeigen die Menschen Erstickungserscheinungen, wenn sie keine Atemschutzmaske aufhaben, können ansonst aber problemlos im T-Shirt herumlaufen?).
Wenn einen solche Dinge aber nicht stören und man einfach nur einen optisch wirklich prachtvollen, actionreichen und teilweise auch gefühlvollen Film sehen will, dann ist man bei Avatar gut aufgehoben. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für den Film, auch wenn er nicht DER Film des Jahres 2009 ist.
Bewertung: 9 von 10 Punkten