Kino-Review: Black Swan

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Regie: Darren Aronofsky

Darsteller: Natalie Portman, Vincent Cassel, Barbara Hershey, Mila Kunis, Winona Ryder

Laufzeit: 103 Minuten

Kinostart in Deutschland: 20. Januar 2011

FSK: ab 16 Jahren

 

Zur Handlung:

Die junge Ballerina Nina Sayers (Portman) hat nur einen Traum: Bei der Aufführung des Schwanensees möchte sie die Hauptrolle der Schwanenkönigin übernehmen. Ihr Vorbild ist dabei die ältere Tänzerin Beth MacIntyre (Ryder), die nach der anstehenden Saison ihre Karriere beenden will.

Um die Rolle der Schwanenkönigin spielen zu können, muss Nina sowohl den fragilen weißen Schwan als auch den lasziven, verführerischen schwarzen Schwan verkörpern können. Beim Vortanzen bemerkt ihr Direktor, Thomas Leroy (Cassel) jedoch, dass Nina für die Rolle des schwarzen Schwans die Leidenschaft fehlt. Nina versucht, ihn umzustimmen, wird dabei von Thomas geküsst und beisst ihm in die Lippe. Daraufhin entscheidet sich Thomas, ihr doch die Rolle zu geben.

Nach der Vorstellung von Nina als neuer Primaballerina kommt es zur Konfrontation mit Beth, welche Nina vorwirft, die Rolle erlangt zu haben, indem sie mit Thomas geschlafen hat. Beth wirft sich noch am selben Abend vor ein Auto, überlebt aber schwer verletzt.

In der Folgezeit beginnt für Nina der harte Kampf, sich in die Rolle des schwarzen Schwans hinein zu versetzen. Nicht leicht für eine Frau, die von ihrer Mutter (Hershey), die in ihrer Jugend ebenfalls Tänzerin war, überbehütet wird. Dieser Druck hat Folgen: Einerseits entwickelt Nina einen Juckreiz, der immer wieder zu einer Wunde an ihrer Schulter führt, zum anderen beginnt sie, paranoid zu werden. Am meisten fürchtet sie sich, dass die junge Lily (Kunis), die von der Westküste nach New York gekommen ist, ihr ihren Platz streitig machen könnte. Lily versucht jedoch, sich mit Nina anzufreunden und geht mit ihr auch an einem Abend weg. Dabei nehmen beide Frauen Drogen zu sich und lernen Männer kennen. Als Nina und Lily schließlich in Ninas Wohnung zurück kehren, haben sie miteinander Sex.

Als Nina am nächsten Tag verspätet zur Probe erscheint, erkennt sie mit Schrecken, dass Lily bei einer Durchlaufprobe die Rolle des schwarzen Schwans übernommen hat. Nina konfrontiert Lily und fragt diese, warum sie Nina nicht geweckt hat, bevor sie das Haus verlassen hat. Lily entgegnet ihr darauf, dass sie die Nacht mit einem der Männer verbracht hat, woraufhin Nina realisiert, dass sie halluziniert hat.

Dabei bleibt es allerdings nicht: In späteren Halluzinationen hört sie die Bilder ihrer Mutter sprechen und zerstört diese im Anschluss. Aus der Wunde an ihrer Schulter zieht sie eine schwarze Feder heraus, und schließlich verwandeln sich ihre Beine in die eines schwarzen Schwans. Nina stürzt, stößt sich den Kopf und bleibt bewusstlos liegen.

Als sie am nächsten Tag, am Tag der Premiere, erwacht, hat ihre Mutter sie in ihrem Zimmer eingeschlossen und das Theater informiert, dass Nina nicht kommen könnte. Daraufhin kommt es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter, und Nina schafft es mit Hilfe von Gewalt, die Wohnung zu verlassen. Im Theater angekommen erfährt sie, dass ihre Zweitbesetzung Lily für sie auftreten soll, kann sie Thomas mit einen ungewohnt harten Ton überzeugen, dass sie doch auftreten kann.

Im ersten Akt tanzt sie als weißer Schwan, ist jedoch unkonzentriert und stürzt schließlich. Als sie danach in die Umkleide zurückkehrt, sieht sie Lily, die anbietet, für Nina den schwarzen Schwan zu tanzen. Zwischen den beiden Frauen kommt es zu einem Handgemenge, in dem Nina Lily schließlich mit einer Spiegelscherbe niedersticht. Lily verblutet.

Zum nächsten Akt kehrt Nina als schwarzer Schwan auf die Bühne zurück und tanzt diesen makellos; in ihrer eigenen Vorstellung wachsen ihr auch schwarze Federn, und zum Ende hin verwandelt sie sich tatsächlich in einen schwarzen Schwan. Aus dem Publikum gibt es Standing Ovations, und mit einem zufriedenen Gefühl kehrt Nina zurück in ihre Umkleide. Als dort jedoch Lily auftaucht und ihr zu ihrer Leistung gratuliert, erkennt sie, dass auch der Kampf zwischen den beiden lediglich eine ihrer Halluzinationen war – tatsächlich hat sich Nina bei dem Kampf selbst verletzt.

Zum letzten Akt tanzt Nina wieder im Kostüm des weißen Schwans und tanzt diesen perfekt. Nach ihrem finalen Abgang stürmen ihre Kollegen und Thomas auf sie zu und wollen ihr zu ihrer Leistung gratulieren. Dann bemerken sie jedoch die Wunde auf Ninas Bauch, und Thomas verlangt nach einem Notarzt. Thomas fragt Nina, was sie gemacht habe, und mit einem letzten Lächeln entgegnet diese: “Ich war perfekt”, bevor das Bild langsam weiß wird…

 

Kritik:

Die Geschichte von “Black Swan” zeigt eindeutige Parallelen zur Karriere von Natalie Portman auf: Wenngleich sie schon früher wenig unschuldige Figuren gespielt hat, so wirkte sie bislang eher wie die Hauptfigur Nina: unschuldig, zerbrechlich, ein perfekter weißer Schwan. Umso erstaunlicher ihre Performance in “Black Swan”, wo sie viele ihrer bisherigen Tabus über Bord geworfen hat: Nacktszenen? Sexszenen? Sinnliche Laszivität? Was bislang im Zusammenhang mit Portman undenkbar war, hat sie hier verkörpert. Insoweit ist nicht nur ihr Charakter, sondern auch sie selbst in den schwarzen Schwan verwandelt worden. Welchen physischen Einsatz sie dafür geleistet hat, zeigt sie dieses Mal auch sehr offen: Um eine Ballerina spielen zu können, hat sie viel Körpergewicht verloren, gleichzeitig aber an Muskulatur am Rücken und den Beinen zugelegt. Dennoch wirkt sie graziler, zerbrechlicher, genau wie die Figur, die sie verkörpert. Dadurch wird sie aber sehr authentisch, und der Zuschauer kann sich sehr gut in die Gefühlswelt der Protagonistin hineinversetzen.

Um dies zu erreichen, zieht Regisseur auch alle Register denkbarer visueller Umsetzung. Anstatt den Wahn zumindest teilweise subtil darzustellen, wird der Zuschauer durch die pure Wucht visueller Effekte erdrückt. An manchen Stellen mag das beeindruckend wirken, an anderen Stellen, z.B. bei der vermeintlichen Transformation Ninas in ihrem Schlafzimmer wirkt es eher plump. So erinnert die Szene, als Nina aus ihrer wunden Schulter eine schwarze Feder gezogen hat, an den David Cronenberg-Klassiker „Die Fliege“, was für einen Horrorfilm zwar passend erscheint, aber nicht für einen Psycho-Thriller wie „Black Swan“. Aber auch an anderen Stellen versucht Aronofsky mit eher plumpen Schockeffekten zu punkten, was zu der Thematik des Films nur bedingt passt.

Musikalisch vertraut der Regisseur auf seinen Haus und Hof-Komponisten Clint Mansell. Im Gegensatz zu früheren Kooperationen (bspw. „Requiem for a Dream“) kann sich Mansell jedoch nicht so frei entfalten wie sonst, wird ihm doch durch Tschaikowskys „Schwanensee“ das Leitmotiv des Films quasi vorgegeben. Dennoch überzeugt der Score, und auch der nicht auf dem offiziellen Soundtrack erscheinende Mix der Chemical Brothers passt gut zum Film. Dagegen ist die Kameraführung an manchen Stellen etwas enttäuschend: Der Verzicht auf eine Steadycam bei den Szenen, bei denen Nina durch die Straßen geht, sorgt beim Zuschauer aufgrund der Bildschwankungen eher für Irritation und vielleicht sogar für Übelkeit.

Abgesehen von der bereits oben angesprochenen One-Woman-Show Natalie Portmans können die übrigen Darsteller ihr ganzes Potenzial nicht ausschöpfen. Dafür sind ihre Charaktere zu eindimensional und zu unbedeutend. Eigentlich schade, da so eine gute Darsteller-Riege eher austauschbar wirkt.

 

Fazit:

„Black Swan“ wurde für insgesamt 5 Oscars nominiert: Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin, Beste Kamera, Bester Schnitt. Mit Fug und Recht kann man wohl behaupten, dass Natalie Portman den Oscar als beste Hauptdarstellerin sicher haben dürfte – keine ihrer Konkurrentinnen lebt ihre Rolle so intensiv aus wie sie. Was die anderen Oscars angeht, so dürften meiner Meinung nach vor allem die Coen-Brüder mit „True Grit“ mehr Chancen auf einen Erfolg haben.

Vom Oscar abgesehen handelt es sich bei „Black Swan“ um einen guten, wenngleich nicht sehr guten Thriller, der zeigt, welche Folgen Leistungsdruck auf eine sensible Person haben können. Gerade Natalie Portman, die für viele wie ein reales Vorbild ihres Charakters Nina erscheint, macht den Film durch ihr intensives Spiel und das Ausloten ihrer eigenen Grenzen besonders sehenswert. Allerdings sollte man nicht mit einer zu großen Erwartungshaltung in den Film gehen, da er zwar zu den besseren Filmen des Jahres 2011 gehören dürfte, aber vermutlich noch weit davon entfernt ist, der beste Film des Jahres zu sein.

 

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Ein Kommentar

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